Suchfunktion
Bundesweite Tagung zum Jugendstrafvollzug
Datum : 24.05.2023
Kurzbeschreibung: „Praktiker - Tagung“ erstmals in Baden-Württemberg
Gastgebende JVA Adelsheim zeigt innovative Projekte
Die Aufnahme zeigt die Tagungsgruppe vor dem Justizministerium Baden-Württemberg in der Landeshauptstadt Stuttgart.
Neckar-Odenwald-Kreis, Adelsheim. bd. Erstmals treffen sich in Baden-Württemberg Anstaltsleiter*innen von Jugendvollzugseinrichtungen aus dem gesamten Bundesgebiet, um sich vom 22.05. bis 26.05. eine Woche lang zu neuen Entwicklungen und Konzepten im Jugendstrafvollzug auszutauschen. Im Mittelpunkt der 53. Praktikertagung der „Bundesarbeitsgemeinschaft der Jugendanstaltsleiter und besonderen Vollstreckungsleiter“ wird das Thema „Psychisch auffällige und andere junge Gefangene mit besonderem Behandlungsbedarf“ stehen.
Zur Auftaktveranstaltung, die am Montag in der DHBW in Mosbach stattfand, konnten Katja Fritsche, Anstaltsleiterin der gastgebenden
Justizvollzugsanstalt Adelsheim, und ihr Berliner Kollege Bill Borchert, Sprecher der BAG, rund 30 Anstaltsleiter*innen aus 15
Bundesländern und Jurist*innen aus den lokalen Justizbehörden, darunter Landgerichtspräsidentin Kretz und Leitenden
Oberstaatsanwalt Dr. Kienle, begrüßen.
Die thematische Einstimmung oblag dem kriminologischen Dienst der JVA Adelsheim. Dr. Wolfgang Stelly und Dr. Jürgen Thomas
betrachteten „Jugendstrafgefangene im Wandel der Zeit: immer schwieriger oder nun anders?“ aufgrund ihrer eigenen Forschungen
und dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis, bevor Landrat Dr. Achim Brötel gewohnt kurzweilig die Gäste im
Neckar-Odenwald-Kreis willkommen hieß.
Der Dienstag führte die Tagung in die Adelsheimer Jugendstrafanstalt, wo zunächst Dr. med. Matthias C. Michel, Ärztlicher
Direktor des ZfP Weissenhof in Weinsberg, und der konsiliarisch in der JVA Adelsheim tätige Facharzt für Kinder- und
Jugendpsychiatrie und -Psychotherapie Dr. Michael Roth, Vorträge zum Schwerpunktthema psychische Auffälligkeiten hielten, bevor
die Teilnehmer*innen, darunter auch Amtsgerichtsdirektor Klaus Schrader die Anstaltsbeiräte Ralph Gaukel und Bürgermeister
Wolfram Bernhardt, sich ins weitläufige Gelände der Anstalt begaben.
Eine unmittelbare Vorstellung der Konzepte und Praxis der besonderen Behandlungsprojekte STABIL, „Your Future“ und
„Project Connect“ in der JVA Adelsheim konnte bei den nachfolgenden Führungen durch die Projekthäuser gewonnen
werden, wobei besonders das von der Baden – Württemberg – Stiftung geförderte Theaterprojekt
„Frei(T)raum“ mit dem Theater Konstanz im Haus Q für psychisch und psychiatrisch auffällige Gefangene enorme
Beachtung fand.
„Die Vielfalt und das Engagement im baden-württembergischen Justizvollzug hat uns heute den ganzen Tag über begleitet. Wir
waren wirklich berührt und angetan von vielen vielen Kollegen, die uns in vielen Einzelprojekten ihre Arbeiten nähergebracht
haben, insbesondere auch den Inhaftierten, die uns heute wirklich nochmal ganz besondere Erlebnisse verschafft haben und dafür danken
wir sehr herzlich“ lobte BAG - Sprecher Bill Borchert das von Fritsche und ihrem Stellvertreter Dr. Nikolas Blanke federführend
gestaltete Programm.
Weitere Höhepunkte der Tagungswoche waren am Mittwoch der Empfang im Ministerium der Justiz und für Migration
Baden-Württemberg in Stuttgart durch Ministerin Marion Gentges, die das Engagement der bundesweit im Jugendvollzug Verantwortlichen
lobte und die Vielfalt der Ideen wertschätzte. Danach begaben sich die Teilnehmer*innen zu einer Führung und Vorträgen zu
den Themen „restorative justice“ und „Täter-Opfer-Ausgleich“ ins Seehaus Leonberg, das seit 2003
„Jugendstrafvollzug in freien Formen“ praktiziert. Am Donnerstag führt eine Exkursion nach Mannheim, wo das Haus des
Jugendrechts sein Konzept und seine Tätigkeit vorstellen wird.
Getrennte Tagungen der Jugendanstaltsleitungen und der besonderen Vollstreckungsleitungen beschließen am Freitag in der DHBW die
Arbeitswoche, bevor Oberbürgermeister Julian Stipp die Gäste aus seiner Stadt, die schon am ersten Tagungsabend viele Komplimente
bekam, verabschieden wird.
BAG – Sprecher Bill Borchert (links) und Justizministerin Marion Gentges beim Empfang im Justizministerium.