Adelsheim. (li) Bei einem außergewöhnlichen Vorbereitungsspiel des SV Wagenschwend hinter „Schwedischen Gardinen“ gegen die Insassen-Elf der JVA Adelsheim konnten die Kicker der JVA den “Heimvorteil” nutzen und vor ihren zahlreichen Fans in den Fenstern der Hafthäuser mit einem 4:0 überzeugen. Für Gästetrainer Luca Di Paolo war es trotz der Niederlage eine gute Erfahrung – “und meine Spieler haben was gelernt!”

Nicht nur für die Gäste, auch für das Team der JVA Adelsheim waren die Umstände ungewöhnlich, wird doch ansonsten nur auf Kleinfeld trainiert und gespielt. Nach gegenseitigem Abtasten, geprägt von leichtem Feldvorteil für Wagenschwend, brachten die JVA-Kicker ihre Eins gegen Eins-Manndeckung gegen die raumorientierte Spielweise des A-Ligisten diszipliniert durch und kamen zum deutlichen Erfolg, der auch Dank der Leistung ihres Torhüters ein “zu Null” wurde.

Ein Resultat, das Heiko Link, Trainer der Gefangenen-Elf und Leiter des JVA-Sports, auf das Kleinfeldtraining zurückführt. Er orientiert sich am erfolgreichen U 19 Cheftrainer des FC Schalke 04, Norbert Elgert, und dessen Maxime „wir brauchen das Durchsetzungsvermögen im Eins gegen Eins. Deshalb müssen wir den Spielern das Handwerkszeug zum Lösen von Situationen und mehr Entscheidungsfreiheit geben. Und wir brauchen Dribbler. Also: Lasst die Kinder dribbeln“.

Leider werde „draußen“ immer noch individuelle Kreativität trotz der Erkenntnisse aus den letzten Jahren über die Wichtigkeit des Eins gegen Eins oder Zwei gegen Eins als Egoismus und Selbstdarstellung abtrainiert und wenig gefördert, so Link.

Trainer Luca Di Paolo vom SV Wagenschwend sah weitere Gründe des Resultats, seine sehr junge Mannschaft habe Lehrgeld gezahlt, “weil sie zu großen Respekt hatten. Gerade die Jungen sind nicht in den Zweikampf”, damit sei der außergewöhnlichen Spielweise der JVA-Jungs nicht beizukommen gewesen. Di Paolo wünschte sich ein Rückspiel in Wagenschwend, welches jedoch aufgrund der fehlenden Vollzugslockerungen einiger Spieler der Anstaltsfußballmannschaft nicht möglich sein wird.

Trotzdem wolle man die “sehr gute Kooperation mit Heiko Link und seinen Kollegen” wiederholen, die nächste Sportbegegnung in der JVA mit dem Anstaltsteam soll im Februar 2025 stattfinden, so Di Paolo. Anstaltsleiterin Katja Fritsche gab hierfür grünes Licht, auch sie findet solche Begegnungen gewinnbringend, egal wie das Torverhältnis aussehe: „Beide Teams gewinnen, indem sie Fairplay lernen und Respekt zeigen, beides ist enorm wichtig in der heutigen Zeit, egal ob hinter Mauern oder draußen!“