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JVA Adelsheim trauert um „Knast-Oma“
Datum : 19.05.2020
Kurzbeschreibung: Hilde Kilian verstorben
45 Jahre ehrenamtlich im Jugendgefängnis aktiv
Den Artikel vom 16.05.2020 der "Rhein-Neckar-Zeitung" finden Sie unter folgendem Link:
Beitrag der RNZ
Den Artikel vom 16.05.2020 der "'Fränkischen Nachrichten" finden Sie unter folgendem Link:
Beitrag
der FN
Die Aufnahme zeigt sie im Mittelpunkt unserer Ehrenamtlichen Mitarbeiter bei deren
letztjähriger Exkursion mit Anstaltsleiterin Katja Fritsche.
Adelsheim.bd. „Ein wirklich erfülltes Leben ist zu Ende.
Wir sind Hilde Kilian zutiefst dankbar!“ reagierte Anstaltsleiterin Katja Fritsche tief betrübt auf die Nachricht vom
überraschenden Tod der Adelsheimer „Knast-Oma“ am gestrigen Mittwoch.
1975 hatte Hilde Kilian in der Adelsheimer Jugendvollzugsanstalt begonnen mit inhaftierten Jugendlichen floristisch-gestalterisch zu arbeiten, diese Arbeit zur umfassenden Gefangenenbetreuung ausgeweitet und bis zum Corona-Lockout in diesem Frühjahr fortgesetzt. Für ihr unermüdliches Engagement war die gelernte Floristin Hilde Kilian, die 1965 mit ihrer Familie aus Paderborn nach Adelsheim gezogen war, mit hohen Auszeichnungen gewürdigt worden. Im Mai 2004 wurde ihr von der "Internationalen Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation" die „Theodor und Friederike Fliedner-Medaille“ für ihren Beitrag zur Humanisierung des Strafvollzugs zuerkannt, am „internationalen Tag des Ehrenamtes“ im Dezember 2009 erhielt sie aus den Händen von Ministerpräsident Günter Oettinger das Bundesverdienstkreuz verliehen. Auch in der überregionalen Presse und im SWR-Fernsehen wurde sie mit Beiträgen wie „Hilde und ihre Mörder“ portraitiert.
Jährlicher Höhepunkt ihres Engagements an der Seite von Freizeitpädagogin Irmtraud Friedlein, das von ihrer Familie über all die Jahrzehnte unterstützt und mitgetragen wurde, war der Weihnachtsbasar, bei dem die Produkte aller Freizeitgruppen zu Ausstellung und Verkauf kommen. Wertvoller noch als die Erzeugnisse ihrer "Blumensteckgruppe", in der sie mehrmals wöchentlich mit Insassen floralen Schmuck, Raum- und Tischdekoration sowie kunsthandwerkliche Kleinskulpturen fertigte, sei der Er- und Beziehungsprozess gewesen, so Katja Fritsche.
Kilian sei für Dutzende von jungen Straffälligen Ersatzmutter und –Oma geworden, eine „Mutter Courage“ und Vertrauensperson für Probleme im Vollzug, habe bei familiären Schwierigkeiten vermittelt, geholfen verloren gegangene Bindungen wieder in Gang zu bringen und zu festigen. Vielfach habe sie beigetragen verlorene Kindheit nachzuholen und so einen wertvollen Beitrag zur Resozialisierung der Jugendstrafgefangenen, die sie häufig auch über die Haftentlassung hinausbegleitete, geleistet.
Landrat Dr. Achim Brötel hatte in der Vergangenheit Hilde Kilians Leistung mit den Worten: „Gerade Ihre wertvolle Arbeit in der Justizvollzugsanstalt Adelsheim hat maßgeblich dazu beigetragen, dem Jugendvollzug ein menschliches Gesicht zu geben und die in diesem Bereich besonders wichtigen Vollzugsziele im wahrsten Sinne des Wortes mit Leben zu erfüllen. Insofern kann das, was Sie dort in der ganz alltäglichen Arbeit geleistet haben, gar nicht hoch genug bewertet werden“ treffend gewürdigt.