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Verwaltungsleiter Klaus Brauch-Dylla ging in die Freistellungsphase

Datum : 22.07.2024

Kurzbeschreibung: Nach fast 30 Jahren Berufstätigkeit hinter den Mauern der JVA - Insbesondere resozialisierende Projekte mitgestaltet

Brauch-DyllaKlaus Brauch-Dyllas Freistellungsphase hat begonnen. © ENGLERT

Adelsheim. Nach fast 30 Jahren Berufstätigkeit hinter den Mauern der Justizvollzugsanstalt Adelsheim (JVA) ging Verwaltungsleiter Klaus Brauch-Dylla Ende Juni in die Freistellungsphase der 2020 begonnenen Altersteilzeit.

Am 1. Dezember 1994 wechselte der Rechtspfleger, der zuvor eine Ausbildung als Erzieher gemacht hatte, von der Staatsanwaltschaft Heidelberg nach Adelsheim in den Jugendstrafvollzug, gestaltete insbesondere resozialisierende Projekte mit und hinterlässt große Fußspuren.

Drei Jahrzehnte geprägt von Begegnungen, von Menschen, die ins Leben traten, von Menschen, die man loslassen und ziehen lassen musste, von Highlights und Lowlights. „Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“ In diesem Zitat von Albert Camus könne er sich, rückblickend auf die vielen Jahre in der JVA wiederfinden, umschrieb Brauch-Dylla im Rahmen seiner Verabschiedung sein umfangreiches Aufgabenfeld.

Es werde nie klappen, den Stein oben zu befestigen, „im Jugendknast schon gar nicht.“ Vollzugverantwortung sei vielmehr eine kreative Improvisation, getragen von Flexibilität, Empathie, Philanthropie. Man agiere, reagiere, interagiere mit Angehörigen, Vollzugskollegen und den verurteilten, jungen Menschen, jeder einzelne eine mitunter herausfordernde Persönlichkeit mit unterschiedlichen Lebensentwürfen, Prägungen, Charakteren, Kulturen, Stärken und Schwächen.

Insofern habe es ihm am Herzen gelegen – auch hier passend das Camus-Zitat, das das Menschenherz erwähnt – deren Stärken zu stärken, um die Schwächen zu schwächen.

Den Jugendlichen und jungen Männern Perspektiven aufzeigen, sei es durch die Möglichkeit einer Ausbildung, sei es durch sportliche, künstlerische oder musikalische Projekte, durch die eine Begegnung auf Augenhöhe möglich sei und das Gegenüber wertschätze, halte er für unerlässlich.

Durch seinen Erzieherberuf habe er seine sozialpädagogische Motivation beibehalten und sie in seine Tätigkeiten als Verwaltungsleiter integriert, quasi das Pädagogische mit der Juristerei verbunden. „Das hat mich angetrieben.“ So auch das jüngste Projekt „Himmel über Adelsheim“, an dem er, obwohl bereits aus dem Beruf ausgeschieden, bei den Aufführungen in der JVA sowie im Wilhelma Theater in Stuttgart den Chor verstärkte. Neben solchen Highlights haben aber auch herbe, traurig und nachdenklich stimmende Ereignisse und Enttäuschungen in den drei Jahrzehnten ihre Spuren hinterlassen. Drogenmissbrauch oder etwa eine Hofgangschlägerei mit für die Kollegen teils traumatischen Folgen hätten das vorhandene Grundvertrauen erschüttert.

In den langen Jahren der Zusammenarbeit seien die Kolleginnen und Kollegen so etwas wie „seine Knastfamilie“ gewesen, man sei zusammengewachsen, habe vieles miteinander erlebt.

Nun gelte es eine Balance zu finden zwischen Berufsalltag und Ruhestand, Entpflichtung und Freizeit. Für Familie, Enkelkinder und Hobbys werde nun definitiv mehr Zeit sein. Darüber hinaus wünsche er sich, dass die Wurzeln resozialisierender Projekte, die er in seiner Dienstzeit gelegt habe, weiterwachsen und Früchte tragen. „Das wünsche ich mir für die JVA.“ Er werde nach 42 Jahren zu seinen beruflichen Wurzeln zurückkehren und als Eingliederungshilfe in einem Mosbacher Kindergarten in Teilzeit tätig sein.

„Er war ein vielseitiger, engagierter und eher untypischer Verwaltungsleiter“, wertschätzt Anstaltsleiterin Katja Fritsche ihren ehemaligen Mitarbeiter. Er habe nicht verwaltet, die Menschen lagen ihm mehr am Herzen als Verwaltungsvorschriften. „Er war etwas Besonderes“, lobte Fritsche. Noch habe man nicht realisiert, dass er nicht mehr in sein Büro zurückkehren werde. Es fühle sich an, als sei er im Urlaub.

Nachfolger ist Dirk Schwenk, der zum 1. Juli seinen Dienst in der JVA, in der er kein Unbekannter ist, angetreten hat. Bis 2018 war er bereits Brauch-Dyllas Vertreter, seither Verwaltungsleiter in der JVA Heilbronn. Auch hier, back to the roots.

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